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Sonntag, 7. September 2014

Der Mann, der ins KZ einbrach

Ein junger britischer Soldat gerät im 2. Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft, landet in einem Kriegsgefangenenlager nahe Auschwitz und tauscht die Identität mit einem jüdischen Häftling.

Das klingt nach "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" und Mark Twains "Der Prinz und der Bettelknabe".

Und tatsächlich ist der Wahrheitsgehalt der Geschichte unter Zeitzeugen und Historikern mehr als umstritten.

Oft wird gefragt: Wieso hat Denis Avey so lange geschwiegen? Weil es einfach keinen interessiert hat! Die Vernichtung der Juden im besetzten Europa war nach dem 2. Weltkrieg kein Thema. Man war bestrebt, nach den Wirren des Krieges, so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren. Die breite Masse interessierte sich ja nicht einmal für die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Man hatte ganz andere Sorgen. Der sogenannten "Freien Welt" war das Schicksal der Juden in Europa egal. Judenfeindlichkeit gab es von Rußland bis Amerika. Das hat sich bis heute nicht geändert. Lediglich die Dimensionen haben sich verändert. Antisemitismus ist keine Erfindung des deutschen Nationalsozialismus. Judenprogrome gab es jahrhundertelang in fast allen Teilen der christlichen Welt. Die jüdische Glaubensgemeinschaft hatte immer unter Repressalien zu leiden. Der Begriff Holocaust wurde in den 1960er Jahren geprägt und mit den furchtbaren Verbrechen des Nationalsozialismus an den Juden in Zusammenhang gebracht. Der Fall der Jagd, der Entführung, der Prozeß und letztendlich die Hinrichtung von Adolf Eichmann trugen einen großen Teil dazu bei.

Es war Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" der das Thema wieder ins Bewußtsein der Menschen rückte. Es waren die, die diese Zeit nicht miterleben mußten. Wir Nachgeborenen. Wir begannen uns für das Thema zu interessieren und oft war niemand mehr da, den wir fragen konnten. Die Zeitzeugen starben einfach aus. In fast jeder Familie gab es Beteiligte des 2. Weltkrieges die ihre Erfahrungen mit ins Grab nahmen.

Vielleicht ist Denis Aveys Geschichte erfunden und das Ergebnis eines cleveren Reporters. Denis Avey ist jetzt 95. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. Ist Stefan Jerzy Zweigs Geschichte oder die von Sally Perel nicht ebenso unglaublich? Könnte es nicht doch so gewesen sein, wie Avey behauptet? Q.E.Q.N.

Ich habe das Buch zweimal gelesen. Einfach, weil mich das Thema interessiert und die Geschichte spannend war; immer die Frage: Kommt der Junge da heil wieder raus?

Selbst, wenn es vielleicht doch nur eine erfundene Geschichte ist, so ist es eine Geschichte wider das Vergessen und ich werde sie mindenstens ein drittes Mal lesen.

Euer Wotan.

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