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Dienstag, 2. September 2014

Bad Dürrenberg - Ein kleines Juwel

Wie ich unlängst feststellte, liegt das Schöne direkt vor der Haustür. So auch der kleine Ort Bad Dürrenberg, südlich von Merseburg.

Es war ein Rekordtag: Bei schönstem Augustwetter, Kaiserwetter, mit der längsten Straßenbahnlinie Europas, der Linie 5, von Halle-Kröllwitz nach Bad Dürrenberg. Zwei Stunden Bahnfahrt. Quer durch Halle, vorbei an den ehemaligen Bunawerken, durch Merseburg, vorbei an den Leuna-Werken, noch einem Kröllwitz, zum Kurpark in Bad Dürrenberg und dem größten Gradierwerk Deutschlands.

Buna, Leuna... Kurpark? Giftküche und Erholung? Ein Ort, an dem sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen. Wer Erlebnistourismus sucht, hat sich auf jeden Fall verfahren. Dafür erwartet den geneigten Besucher ein sehr gepflegter Kurpark mit exotischen Pflanzen, sowie ein Hauch von Seeluft.

Moment, ein was? Ein Gradierwerk! Nicht nur Halle an der Saale hat eine salzhaltige Geschichte, sondern auch andere Ort entlang der Saale. Bad Kösen zum Beispiel.

Ein Gradierwerk ist eine Holzkonstruktion, in der Schwarzdornreisig gute 10 Meter übereinandergeschicht wird. Dann läßt man über ein Leitungssystem darüber, Sole (salzhaltiges Wasser) hinunterrieseln. Warum? Im 18. Jahrhundert fand man hier eine Solequelle. Sole benötigt man, um durch Sieden Salz zu gewinnen. Leider war die Sole nicht salzhaltig genug. Das heißt, um einen Löffel Salz zu gewinnen, mußte man mehr Sole kochen und mehr Energie, und damit Rohstoffe, verbrennen als nötig. So erfand man das Gradierwerk. Das Salzwasser läuft immer wieder über das Schwarzdornreisig, verdunstet teilweise dabei und Salz lagert sich an den Zweigen in wunderschönen Kristallgebilden ab. Gleichzeitig wird die Sole dabei jedesmal salzhaltiger, gesättigter. Sie wird gradiert. Hat man das oft genug gemacht, muß man nicht 100 Liter Wasser kochen, um sein Salzfäßchen vollzubekommen, sondern nur noch 10 Liter. Man kann also deutlich rentabler Salz produzieren.


Nebenbei fand man heraus, daß die salzhaltige Luft gesund ist und den Menschen Linderung schafft, die Lungenprobleme haben. Die Leidenden mußten nun nicht mehr bis an die Nord- oder Ostsee reisen, um auf Heilung zu hoffen, sondern konnten das quasi vor der Haustür tun.

Es entstanden im 19. Jahrhundert in Deutschland eine Reihe derartiger Kurbäder. So auch in Giebichenstein das Wittekindbad. Allerdings ohne Gradierwerk. Die Sole war hier gesättigt genug, um durch Sauna-Behandlung ihre Heilwirkung entfalten zu können.


Wer sich wirklich erholen möchte, sollte bei schönem Wetter unbedingt Bad Dürrenberg besuchen und es sich einen Tag lang im Kurpark gemütlich machen. Fernab von Lärm- und Luftverschmutzung. Wer Linderung für sein Asthma sucht, der findet sicher Übernachtungsmöglichkeiten für einen längeren Zeitraum.

Außerdem ist das Bad Dürrenberger Gradierwerk ein einzigartiges Technikdenkmal. Wie man auf meinen Fotos erahnen kann, umfaßt die Anlage auch die verschiedenen Bautypen klassischer Gradierwerke. Übrigens: Bad Dürrenberg besitzt den ältesten Eisenbahntunnel Deutschlands. Q.E.Q.N.

Bleibt Gesund. Euer Wotan ;o)


1 Kommentar:

  1. Oh, gesunde Luft...herrlich. Die Luft bei uns ist leider nicht ganz und gar nicht gesund. Das sagen zumindest meine Temperatur Sensoren, die auch die Luftqualität messen können... Lg

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